Thymiopoulos Vineyards

Der Weinmacher des Jahrgangs 1978 setzt auf naturnahen An- und Ausbau, und das nicht etwa aus Marketinggründen, sondern ganz einfach, weil man es hier in Naoussa eigentlich schon immer so gemacht hat. Heute würde man den Ansatz als biodynamisch bezeichnen. „Unsere Philosophie ist es, authentische Weine zu produzieren“, bestätigt Apostolos, „Wir wollen, dass die Menschen ganz klar das Terroir, die Sorte und den handwerklichen Ansatz bei der Weinherstellung erkennen. Wir folgen natürlichen Methoden in unseren Weinbergen und in der Kellerei.“

Ökologisch von Anfang an

Die Familie Thymiopoulos baut seit mehreren Generationen Reben an. Großvater Apostolos kultivierte Trauben für den Familienkonsum, wie es jeder tat. Nach der Reblaus-Epidemie in den 1930er Jahren wählten viele Bauern einen finanziell sichereren Weg und setzten auf Pfirsiche, Kirschen oder Oliven. Großvater Apostolos und sein Sohn Sergios blieben dem Weinbau treu und pfropften ihre Xinomavro-Reben auf amerikanische Wurzeln. Sie verkauften Trauben an große Weinproduzenten, unterlagen dabei aber nie der Versuchung der Herbizide. Sie liebten ihr Land und erschauderten beim Anblick der toten Kräuter im Weinberg.

Auf Sergios folgte die nächste Generation: die Söhne Apostolos II. und sein Bruder Theodoros. Die Universität von Athen bot Ende der 1990er Jahre einen Önologie-Studiengang mit dem Schwerpunkt auf griechischem Weinbau an – der perfekte Zeitpunkt für die Familie Thymiopoulos, eine neue Richtung einzuschlagen: die Abfüllung ihrer eigenen Weine. Theodoros liebte die Weinberge, sodass Apostolos sich zum Studium entschloss. Er ging den nächsten Schritt auf dem Weg zum eigenen Weingut. Beim Studium lernte er seine zukünftige Frau Eleftheria kennen, die ebenfalls Önologin ist und wesentlich zum Erfolg des Weinguts beiträgt.

Apostolos II schloss sein Studium im Jahr 2000 ab, die Familie füllte 2005 ihren ersten Jahrgang von Ghi kai Uranos (Erde und Himmel) ab, und die Dinge liefen gut an. Dann, im Jahr 2009, stirbt sein Bruder bei einem Unfall, sein Vater Sergios ein Jahr später an Krebs, sein Großvater zwei Jahre später an Altersschwäche. Der Weg zum weinbaulichen Erfolg wird für Apostolos und Eleftheria traurig und schwer. Doch die Liebe zu Land und Wein und vor allem die Erinnerung an verlorene Weggefährten begleiten die beiden auf ihrem Weg.

Die Weinberge

Heute besitzen die Thymiopoulos 28 Weinberge in den beiden Spitzenorten Trifolos und Fytia. Sie liegen auf einer Höhe von bis zu 650 Metern im Süden der Appellation und sind mit einer ordentlichen Portion Sonne gesegnet. Das Terrain besteht aus den geologisch komplexesten Böden von Naoussa, die sich aus Kalkstein, Schiefer und Granit zusammensetzen. Die steinigen, kalkhaltigen, grünen und roten Schieferböden der Weinberge bilden ein wunderschönes Mosaik aus verschiedenen Farben. Die über 50 Jahre alten Reben weisen ein etabliertes Wurzelsystem und eine ausgezeichnete Drainage auf.

Apostolos belässt Wildblumen und Gräser zwischen den Reben, da sie für Leben im Weinberg sorgen und den Weinen Komplexität und Aroma hinzufügen. Er lässt den Charakter der Weinberge durchscheinen, indem er nicht zu sehr in die Natur eingreift. So achtet er darauf, sie nicht zu stark zu bewässern.

Verschiedene Schädlinge sind ein Thema, vor allem die Wildschweine aus den umliegenden Wäldern naschen gerne. Aber Apostolos nutzt die Natur selbst, um seine Weinberge zu schützen. Eine Heuschreckenplage im Jahr 2012 besiegte er mit Hilfe von fünfzig Perlhühnern, die das Problem einfach auffraßen!

Nachbarschaftshilfe

Da er nicht überall gleichzeitig sein kann, vertraut er Nachbarn mit Weinbauerfahrung, die sich um jeden einzelnen Weinstock so kümmern, wie es seine Familie getan hätte. Er liebt es, mit seinem alten Motorrad zu allen Weinbergen zu fahren (die einzige Möglichkeit, zu vielen von ihnen zu gelangen). Das sind für ihn die schönsten Momente, die Besuche bei seinen Bauern, die Zeit mit den Reben. Apostolos macht einfach immer das, was Sinn hat, leiht sich zum Beispiel die Kühe seines Freundes, um nach der Ernte die Gräser zu mähen.

Wenn die Trauben im Herbst gelesen werden, weiß Apostolos genau, woher das Traubengut kommt, was ihm wiederum hilft, die richtigen Entscheidungen im Keller zu treffen. Thymiopoulos konzentriert sich darauf, die Frische der Trauben zum Ausdruck zu bringen und jedem Jahrgang eine einzigartige Handschrift zu verleihen. Er vermeidet Filterung und Extraktion und seine Weine werden auf altmodische Weise in Bottichen und Fässern ausgebaut und von Hand abgefüllt. Sorgfältig und gemächlich, ohne jede Eile.

Die Weine

Auf dem Weingut Thymiopoulos in Naoussa entstehen zehn verschiedene Weine aus der Xinomavro. Sein Flaggschiff, der „Erde und Himmel“, ist ein absoluter Bestseller. Apostolos Thymiopoulos erklärt die Bedeutung des Etiketts: „Der Kreis steht für Sauerstoff, die Linie entspricht dem Boden und die Welle der Linie bedeutet das Wasser, das für das Wachstum der Xinomavro-Traube notwendig ist, während der Punkt für das Licht oder die Sonne steht, die für die Reifung der Traube benötigt wird.“

Sehr spannend ist der Aftorizo. Dies ist der erste von drei Weinen, die darauf abzielen, Xinomavro auf eine Stufe mit den größten Rotweinen der Welt zu stellen.

2015 investierte Apostolos Thymiopoulos in die Region Rapsani und arbeitete mit Konstantinos Liapis zusammen. In Koproduktion entstand der Terra Petra – eine Cuvée aus Xinomavro, Krassato und Stavroto. Auf dem Weingut eines Freundes in Zentralgriechenland produziert Apostolos zudem einen Blend aus Malagousia und Assyrtiko. Über 90 % der Weine gehen in den Export.